Listojewski

Jüdische Demographie

In wörtlicher oder indirekter Wiedergabe geistert das folgende Zitat durch zahlreiche rechtsextremistische Publikationen:

Ich habe mich als Statistiker 2 1/2 Jahre bemüht, die Zahl der während der Hitlerzeit (1933-1945) ums Leben gekommenen und vermißten Juden festzustellen. Die Zahl schwankt zwischen 350 000 und 500 000.

Wenn wir Juden behaupten, es wären 6 Millionen gewesen, so ist das eine Lüge.

angeblich: Dr. Listojewski, russischer Demograph
(verschiedene Schreibweisen)

Das Zitat erscheint u.a. in:

Johannes Rothkranz, Wußten Sie schon ...?
zitiert nach:
The Broom / Studien für Zeitfragen, Nr. 3/4, 14.4.1960 / Richard Harwood
Richard Harwood, Starben wirklich sechs Millionen?
zitiert nach:
The Broom
Manfred Adler, Die Söhne der Finsternis
zitiert nach:
Unabhängige Nachrichten
Norbert Marzahn, WAL
zitiert nach:
Adler, Die Söhne der Finsternis
Norbert Marzahn, Usenet-Artikel
zitiert nach:
angeblich Deutsche Hochschulzeitung [sic], Tübingen, Nr. 3/4, 1959
wahrscheinlich aber nach Aretz oder Kardel
Dr. Dr. Dr. Franz J. Scheidl, GESCHICHTE DER VERFEMUNG DEUTSCHLANDS, BAND 5, Die Ausrottung der Juden
zitiert nach:
The Broom
11. Mai 1952, San Diego, California
Manfred Koch, zahlreiche Usenet-Artikel
(ohne Angaben)
Hennecke Kardel, Adolf Hitler, Begründer Israels
zitiert nach:
Deutsche Hochschullehrerzeitung, Tübingen, Nr. 3/4, 1959
Emil Aretz, Hexeneinmaleins einer Lüge
zitiert nach:
The Broom
Rheinzeitung, 28.3.1958

Obwohl dieses Zitat von zahlreichen Autoren an zahlreichen Stellen benutzt wird, war nirgends eine Angabe zu finden, wer dieser Dr. Listojewski ist, an welcher Universität oder in wessen Auftrag er seine statistische Untersuchung durchgeführt hat und in welchem Archiv seine Arbeit eingesehen und überprüft werden kann.

Über die Zeitschrift "The Broom" und ihren Herausgeber konnte ein Teilnehmer der Usenet-Diskussionsgruppe de.alt.soc.verschwoerung einige Details herausfinden:

Herausgeber und Besitzer dieses obskuren Blättchens war ein gewisser "C. Leon de Aryan" [1].

In einem Artikel der Union-Tribune von San Diego wird "de Aryan" bezeichnet als "mainly a publisher of anti-Semitic tracts" [2]. Er hatte 1942 wegen Aufwiegelung als Mitglied einer pro-Nazi-Gruppe vor Gericht gestanden [3]. Dieser "de Aryan" hatte 1953 gegen den Stadtrat von San Diego geklagt, der dem Trinkwasser Fluorid zugesetzt hatte [4]. Diese Klage hatte aber einen bestimmten Hintergrund, denn "de Aryan" war der Ansicht, es handle sich um "a plot to weaken the Aryan race by paralyzing functions of the frontal lobes."

Albrecht Kolthoff [1]

Anmerkungen:

  1. From: Albrecht Kolthoff (...)
    Newsgroups: de.alt.soc.verschwoerung
    Subject: Re: Hololeus duerfen wir hier nicht dulden, Herr Langowski!
    Date: Mon, 03 Dec 2001
    Message-ID: <9ughc4$8b4b3$1@ ID-3778.news.dfncis.de>

    Kolthoff gibt in seinen Anmerkungen als Quellen an (URLs z.T. nachträglich aktualisiert bzw. ergänzt):

    [1] http://www.sandiegoyesterday.com/wp-content/uploads/2016/05/DeAryan.pdf
    [2] http://fluoride.oralhealth.org/ [...] (nicht mehr online)
    [3] http://www.spiritone.com/~gdy52150/1930sbib.html (nicht mehr online)
    [4] http://www.nofluoride.com/reports/Dental%20Diadiatics%20Overview.pdf
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