Ursula Haverbeck

"Das größte Problem"

Die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck
Ursula Haverbeck

2015 veröffentlichte Haverbeck ein 19 Minuten langes Video, in dem sie ihre Ansichten zum Holocaust zusammenfasst. Wie zu erwarten, "beweist" sie dort, dass damals rein gar nichts passiert sei. Etwa bei 00:40 sagt sie:

"... jedermann weiß doch, dass vor allem in Auschwitz sechs Millionen Juden vergast worden seien. Aber gerade in den letzten zwanzig, fünfundzwanzig Jahren ist diese Behauptung immer fragwürdiger geworden."

Ursula Haverbeck
Das größte Problem
Eine notwendige, abermalige Begriffsbestimmung:
Arbeitslager, Vernichtungslager - KZ.

(Video, 2015, ca. 19 Minuten)

Diese Darstellung ist irreführend. Die seriöse Geschichtswissenschaft behauptet nicht, vor allem in Auschwitz seien sechs Millionen Juden vergast worden. Der Wissensstand ist seit Jahrzehnten in etwa dieser: Rund drei Millionen Juden wurden in Vernichtungslagern ermordet, darunter mehr als eine Million in Auschwitz. Weitere drei Millionen Juden wurden außerhalb der Vernichtungslager von den sogenannten "Einsatzgruppen" mit Gaswagen und durch Erschießungen ermordet.

Haverbeck greift einen Standpunkt an, den die Geschichtswissenschaft überhaupt nicht vertritt, ein beliebtes Manöver der Holocaustleugner.

Bei 00:56 erwähnt sie die "Reduzierung der Opferzahlen in Auschwitz selber". Auch das ist ein längst widerlegter Trick der Auschwitzleugner. Bei 01:06 erklärt sie, was sie in diesem Fall damit meint:

"am 8. Oktober 1993 (...) die Tafel mit den vier Millionen Ermordeter heruntergenommen und ersetzt durch eine andere Tafel mit nur 1,5 Millionen"

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Das größte Problem

Es dürfte sogar für "Revisionisten" erstaunlich - wenn nicht gar peinlich - sein, dass Haverbeck immer noch auf diese Irreführung zurückgreift.

Bei 02:09 bezieht sie sich auf Fritjof Meyer und sagt: "in Auschwitz selber ist überhaupt niemand vergast worden". Fritjof Meyer erklärt allerdings, dass seiner Ansicht nach 365.000 Juden außerhalb des Lagers Auschwitz in Bauernhäusern ermordet worden seien.

Fritjof Meyers Berechnungen und Überlegungen sind fehlerhaft und nicht haltbar - in Auschwitz wurden mehr als eine Million Menschen ermordet -, doch man muss sich fragen, warum Haverbeck den Holocaust ausgerechnet mit einem Text widerlegen will, aus dem zumindest hervorgeht, dass ein Massenmord stattgefunden hat.

Außerdem handelt sie sich mit Meyers Text noch ein weiteres Problem ein, denn Meyer schreibt ganz richtig, dass die Zahl von vier Millionen Auschwitz-Opfern ein Produkt der sowjetischen Propaganda war.

Bei 04:10 beruft sie sich auf die vom Institut für Zeitgeschichte herausgegebenen Standort- und Kommandanturbefehle und meint:

"... daraus wird eindeutig und unwiderlegbar ersichtlich, dass es sich in Auschwitz nicht um ein Vernichtungslager, sondern um ein Arbeitslager gehandelt habe, in dem die Menschen möglichst arbeitsfähig zu erhalten seien"

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Zunächst einmal ist dies eine vorsätzliche Täuschung. Auschwitz war beides, Arbeits- und Vernichtungslager.

Zu dem Komplex gehörten drei große Abteilungen: Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II (Birkenau) und Auschwitz III (Monowitz). Im Stammlager fanden nur in der Anfangszeit Vergasungen statt, bei denen etwa 10.000 Häftlinge ermordet wurden. Der weitaus umfangreichere Massenmord geschah später in Birkenau. Monowitz war wiederum ein Arbeitslager. Eingelieferte Juden wurden an der "Rampe" selektiert. Die Arbeitsfähigen durften unter schrecklichen Bedingungen noch eine Weile leben. Wer zu krank, zu alt oder zu schwach war, wurde ermordet.

Zweitens gibt es ein Video von 3Sat Kulturzeit, in dem Norbert Frei als Hauptverantwortlicher der Kommandanturbefehle deutlich widerspricht (6:08).

"Die sind dafür natürlich kein Beweis, sondern ganz im Gegenteil, sie enthalten eine Fülle von mehr oder weniger verdeckten, aber leicht zu entschlüsselnden Hinweisen darauf, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt eben aus dem Konzentrationslager Auschwitz oder aus diesem Auschwitz-Komplex eben auch das Vernichtungslager geworden ist. (...) Das sind Dokumente, die an eine ganz große Zahl, an einen sehr großen Verteiler gegangen sind, und da wird man natürlich nicht die Einzelheiten des Holocaust hinterlegen."

Norbert Frei in:
3Sat Kulturzeit

Etwa bei 08:10 wärmt Haverbeck das längst widerlegte Märchen auf, Rudolf Höß, der Kommandant von Auschwitz, sei mittels Folter zu seinem Geständnis gezwungen worden.

Bei 09:26 kommt dann, wie bei Holocaustleugnern nicht anders zu erwarten, der verschwörungsfantastische Teil ihrer Ideenwelt zum Vorschein:

"... dass der Holocaust die größte und nachhaltigste Lüge in der Geschichte ist. Es bedurfte ihrer, um endlich die seit Jahrhunderten angestrebte Weltherrschaft der Auserwählten zu vollenden (...) Ob wir sie nun Zionisten, Chasaren, Oligarchen oder Globalisierer nennen, es sind immer dieselben."

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Das größte Problem

Ja, natürlich - für Nazis sind die Juden das Grundübel der Welt. Die Ritualmorde hat Haverbeck an dieser Stelle freundlicherweise ausgelassen.

Und da sie schon einmal dabei ist, antisemitische Propaganda zu verbreiten, darf die sogenannte jüdische Kriegserklärung nicht fehlen (12:44):

"Nach der Haager Landkriegsordnung dürfen die Angehörigen einer feindlichen Nation interniert werden (...)"

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Abgesehen von allen anderen Einwänden scheitert diese Behauptung allein schon daran, dass es kein Völkerrechtssubjekt gab, das im Namen aller Juden der Welt eine solche Erklärung abgeben konnte.

Ursula Haverbeck gilt als Ikone der rechtsextremen Szene. Auf Demonstrationen sieht man häufig Transparente mit der Aufschrift "Freiheit für Haverbeck", was übersetzt wohl so viel bedeutet wie: "Wir würden jetzt gern den Holocaust leugnen, aber wir dürfen leider nicht."

Nun kann man darüber streiten, ob es sinnvoll ist, Holocaustleugner einzusperren. Festzuhalten ist aber, dass es um den sogenannten "Revisionismus" nicht gut bestellt sein kann, wenn jemand wie Haverbeck trotz der erwähnten fadenscheinigen Argumente so viel Zuspruch erhält.

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