Die Bücherverbrennungen der Nazis

Nur ein paar Studenten?

Wer Hitler als vorbildhaften Staatsmann darstellen möchte, der muss versuchen, seine Verbrechen zu beschönigen oder zu leugnen. Das große Thema der Hitler-Apologeten ist natürlich das Leugnen der nationalsozialistischen Massenmorde in den Vernichtungslagern.

Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933

Doch es gibt neben dem Judenmord noch viele andere Themen, bei denen man beobachten kann, wie die Hitler-Fans das Terrorregime ihres Führers mit Lügen und Fälschungen zu entlasten versuchen. In vielen Fällen drängt sich angesichts der eindeutigen Beweislage allerdings der Verdacht auf, dass die Holocaust-Leugner sehr genau wissen, was im Dritten Reich geschehen ist - und dass sie es nicht nur wissen, sondern insgeheim sogar billigen.

Ein Beispiel für die Verdrehungen der Holocaust-Leugner sind die Bücherverbrennungen der Nazis am 10. Mai 1933. Zu diesem Thema sagte Helmut Fuchs in der Diskussionsgruppe de.soc.politik:

"Die am 10. Mai 1933 am Schlossplatz in Berlin von Studenten in Eigeninitiative durchgeführte Verbrennung von "undeutscher Schmutz- und Schundliteratur" war eine einmalige, nicht von der Partei oder dem Staat angeordnete Aktion."

Helmut Fuchs[1]

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Bücherverbrennungen durchaus organisiert waren. Sie wurden von der Nazi-Führung gebilligt und unterstützt und fanden an zahlreichen Orten im Reichsgebiet statt. Die zentrale Veranstaltung, auf der Goebbels eine Ansprache hielt, wurde auf dem Berliner Opernplatz inszeniert.

In zahlreichen deutschen Universitätsstädten kam es zu einem makabren Ritual: Während ein Sprecher die Namen der unerwünschten Dichter ausrief, warf man ihre Bücher auf einen Scheiterhaufen, Fackelträger umsäumten die Szene.

Verbrannt wurden an diesem Tag die Werke jüdischer, sozialistischer, pazifistischer, liberaler und humanistisch gesinnter Autoren; unter ihnen befanden sich: Karl Marx, Erich Kästner, Sigmund Freud, Erich Maria Remarque, Alfred Kerr, Theodor Wolff, Kurt Tucholsky, Heinrich und Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und Carl von Ossietzky.

Richtig ist, dass die Bücherverbrennungen von Studenten organisiert wurden. Es waren allerdings nicht irgendwelche Studenten, die sich spontan zusammengefunden hatten. Verantwortlich war vielmehr die Deutsche Studentenschaft, die vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) beherrscht wurde. Die Mitglieder dieser Organisation waren gleichzeitig Angehörige der SA. Dies erklärt, warum auf Fotos von den Bücherverbrennungen so viele SA-Uniformen zu sehen sind.

Während der Verbrennung der Bücher spielten SA- und SS-Kapellen vaterländische Weisen und Marschlieder ...

Hofer u.a., Der Reichstagsbrand
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933

Es trifft wohl auch zu, dass es keinen expliziten Befehl gab, die Bücherverbrennungen durchzuführen. Das war allerdings auch nicht nötig, da die Deutsche Studentenschaft antirepublikanisch und antisemitisch eingestellt war und von den Nationalsozialisten kontrolliert wurde. Die Studenten hatten also Welt- und Feindbilder, die sich mit denen der Nazis gedeckt haben.

So fanden die Studenten die wohlwollende Unterstützung des nationalsozialistischen Propagandaministers Joseph Goebbels, der am 11. Mai 1933, einen Tag nach den Bücherverbrennungen, in sein Tagebuch schrieb:

Dann am späten Abend Rede Opernplatz. Vor dem Scheiterhaufen der von Studenten entbrannten Schmutz- und Schundbücher. Ich bin in bester Form.

Goebbels-Tagebücher, 11. Mai 1933

Goebbels' Ministerium genehmigte die Rundfunkübertragung der Bücherverbrennungen.

Siehe auch:

Quellen:

  1. From: fuchs@ point007.burn.rhein-ruhr.de (Helmut Fuchs)
    Subject: Bücherverbrennung in Berlin 1933
  2. Hofer/Calic/Graf/Zipfel (Hrsg.)
    Der Reichstagsbrand
    zit. n. Hitlers Machtergreifung
    dtv dokumente 2938, S. 296
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