Der Autor

Gerd Schultze-Rhonhof

Gerd Schultze-Rhonhof
Gerd Schultze-Rhonhof (2014)

Der 1939 geborene Autor war als Offizier der Bundeswehr beschäftigt, zuletzt als Generalmajor, und schied 1995 auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Dienst aus.

Danach trat er als Verfasser geschichtsrevisionistischer Bücher hervor.

Sein wohl bekanntestes Werk, Der Krieg der viele Väter hatte, wurde von der seriösen Geschichtswissenschaft wegen verschiedener Mängel stark kritisiert. Einige Anmerkungen dazu sind auf der oben verlinkten Seite nachzulesen.

Daran nimmt Herr Schultze-Rhonhof neuerdings Anstoß. In zwei Briefen fordert er mich auf, die Beiträge zu seiner Person und zu seinem Buch zu löschen. Er ist der Ansicht, ich dürfte hier nicht über ihn schreiben.

Der verleumdete General

Schultze-Rhonhof meint, ich verletzte seine Persönlichkeitsrechte und minderte die Verkaufsaussichten seines Buchs, und er droht mit Strafanzeige wegen Verdachts der Beleidigung, Rufschädigung, Verleumdung und Geschäftsschädigung, außerdem mit Klage auf Unterlassung und Schmerzensgeld.

Schultze-Rhonhof empfindet es als Persönlichkeitsverletzung, dass ich die Texte unter den Überschriften "Holocaust-Referenz / Argumente gegen Auschwitzleugner" veröffentlich habe.

Interessant ist, dass Herr Schultze-Rhonhof an anderer Stelle sogar unter der Überschrift "Netz gegen Nazis" erwähnt wird. Der betreffende Text steht seit dem 1.5.2008 im Netz (gesichtet: 15.03.2017) und erscheint in den Suchergebnissen regelmäßig vor meinen Beiträgen.

Warum greift Herr Schultze-Rhonhof diese prominente Website nicht an? Unter der Überschrift "Nazi" müsste er sich doch erst recht gekränkt fühlen, und seit 2008 war genug Zeit, wie bei mir auf Löschung des Beitrags zu drängen. Warum ist das nicht längst geschehen?

Natürlich kann er sich darauf zurückziehen, er habe diese andere Website nie gesehen. Jetzt weiß er es allerdings, denn er bekommt diesen Text auch per Post.

Der Grund für seine Zurückhaltung könnte aber auch dieser sein: Hinter "Netz gegen Nazis" stehen u.a. die ZEIT, die Amadeu Antonio Stiftung und der DFB, und im Beirat ist das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Evangelische Kirchentag vertreten. Demgegenüber scheine ich ein kleines Licht zu sein, das man einfach mal auspusten kann.

Aber sei's drum - dem Manne kann geholfen werden. Ich habe die Überschriften geändert und Herrn Schultze-Rhonhof gewissermaßen in eine eigene Abteilung verlegt. Natürlich ohne Anerkennung irgendeiner Rechtspflicht, wie man so sagt.

Im Übrigen hat Schultze-Rhonhof meines Wissens den Massenmord an den Juden nicht bestritten, und ich habe ihn auch nicht als Holocaustleugner bezeichnet. Für ihn gilt vielmehr das, was ich über einige andere Autoren, die auf meinen Seiten erwähnt werden, geschrieben habe:

Die Überschrift "Literatur der Auschwitzleugner" darf aber nicht so verstanden werden, dass alle hier erwähnten Autoren den Judenmord in Frage stellen würden. Ganz im Gegenteil - hier finden sich neben fragwürdigen Autoren auch angesehene Historiker, die sich ganz sicher nicht auf die Seite der Rechtsextremisten geschlagen haben.

Gemeint ist, dass die hier aufgeführten Texte von Holocaust-Leugnern benutzt werden, und zwar nicht selten in einer Weise, die den Absichten und den Werken der Autoren ganz und gar nicht entspricht.

Tatsächlich sind dort neben Schultze-Rhonhofs Buch u.a. folgende Texte zu finden:

In der Auflistung "Personen", die letztlich nur eine andere Sortierung der Texte darstellt, befindet sich Schultze-Rhonhof u.a. in Gesellschaft von Ivan Denes, Ilja Ehrenburg, Friedrich Engels, Deborah Lipstadt, Sonja Margolina, Karl Marx, Arno Mayer und Jean-Claude Pressac - allesamt keine Holocaustleugner, und alle werden sie unter der Überschrift "Argumente gegen Auschwitzleugner" erwähnt, weil ihre Texte von Holocaustleugnern benutzt werden.

Warum fühlt sich Herr Schultze-Rhonhof gekränkt, wenn in dieser Umgebung sein Name fällt?

In die Gruppe der Holocaustleugner gehört er, wie bereits gesagt, offenbar nicht.

In die Gruppe der Leute, die sich klar und unmissverständlich gegen Holocaustleugner positionieren, gehört er allerdings auch nicht. Das geht nicht nur aus seinem Verhalten, sondern auch aus einem seiner Briefe hervor.

Bezogen auf den Holocaustleugner Rassinier, der in "Der Krieg ..." unkritisch zitiert wird, meint Schultze-Rhonhof, ihn interessiere nur, ob ein Autor zum zitierten Sachverhalt die Wahrheit sage, und zweitens wisse er nicht, ob Rassinier ein Holocaustleugner gewesen sei. Er prüfe nur auf Plausibilität und Wahrheitsgehalt, aber nicht die Gesinnung der Autoren.

Das ist in diesem Kontext in zweierlei Hinsicht bedeutungsvoll. Erstens interessiert es sehr wohl, ob ein Autor den Holocaust leugnet, denn um dieses tausendfach belegte historische Ereignis in Abrede zu stellen, muss man Quellen fälschen, wichtige historische Fakten ausblenden, eine sehr selektive Wahrnehmung haben oder schlichtweg lügen.

Wer wie Schultze-Rhonhof einen Holocaustleugner zustimmend zitiert, holt sich einen Falschspieler ins Boot. Ein Autor, dem es auf historische Wahrhaftigkeit ankommt, macht um solche Leute einen großen Bogen.

Zweitens nimmt Herr Schultze-Rhonhof mit dieser Erklärung den Massenmord an den Juden ausdrücklich aus dem Bereich des Faktischen heraus und rückt ihn in den Bereich der Gesinnung. Der Massenmord an den Juden ist aber nicht Gesinnungssache, sondern Tatsache.

Wo steht er denn nun?

Christian Becker meint dazu:

Wes Geistes Kind der Autor ist, offenbart sich endgültig, wenn er zum Beispiel - in den Formulierungen freilich die strafrechtlich relevante Grenze geschickt achtend - die Reichskristallnacht als Produkt eines gerechtfertigten deutschen Volkszorns hinstellt oder in einer hochgradig verengten historischen Perspektive damalige deutsche Gebietsansprüche vom Elsaß bis nach Litauen nachträglich legitimiert.

Christian Becker
Portal für Politikwissenschaft, 01.01.2006

Die Frage, wo er steht, beantwortet Herr Rhonhof aber vor allem auch selbst durch die Dinge, die er sagt und tut.

2004 hielt er eine Festrede zur 50-Jahr-Feier der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger und sagte unter anderem:

Ich sage diese Glückwunsch ohne jeden politischen oder historischen Vorbehalt, ohne jedes Bedenken - mit dem stolzen Gefühl, daß Sie ausgerechnet mich ausgewählt haben, Ihnen heute die Festrede zum Geburtstag zu halten. Ich fühle mich als Nachkriegssoldat sehr geehrt, daß ich vor den letzten noch Lebenden einer Elite der Wehrmacht und der Waffen-SS sprechen darf.

(...)

Sie, die Träger des Ritterkreuzes, waren nach Leistung, Erfolg und Haltung im Gefecht die Elite der Wehrmacht und der Waffen-SS. Das Gefühl, dies gewesen zu sein, darf Ihnen kein Neid, keine Schmähung und kein politisch-historischer Vorbehalt nehmen.

Nun gibt oder gab es unter den Ritterkreuzträgern durchaus einige Leute, die man ohne weiteres als Verbrecher bezeichnen darf; als Beispiel sei etwa Walter von Reichenau genannt, der seiner Truppe "die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum" ans Herz legte.

Von diesen Erfüllungsgehilfen, die Hitlers Völkermord freiwillig mitgetragen haben, hat sich der Rest der Ritterkreuzträger bis heute nicht distanziert. Wenn Gerd Schultze-Rhonhof derart vorbehaltlos wie oben zitiert die Ritterkreuzträger lobt, dann schließt er zwangsläufig die erwähnten Kriegsverbrecher mit ein. In derselben Rede erwähnte er zwar ganz allgemein Verbrechen der Wehrmacht - die nach seiner Ansicht wohl ohnehin nur Einzelfälle gewesen seien -, äußerte aber keinerlei Kritik an den Leichen im Keller der Ritterkreuzträger.

Gewiss, es gehört sich nicht, den Gastgeber anzugreifen, wenn man eingeladen wird. Aber wenn man eingeladen wird und Probleme mit der Geisteshaltung, der politischen Einstellung oder der Vergangenheit der Gastgeber hat, geht man eben einfach nicht hin. Schultze-Rhonhof sah hier offenbar kein Problem und hielt die erwähnte Rede.

2011 trat Schultze-Rhonhof als Redner auf der Antizensurkonferenz des Schweizer Verschwörungstheoretikers Ivo Sasek in Erscheinung. Zwei Jahre vorher war dort der Schweizer Holocaustleugner Bernd Schaub als Referent zu Gast (hier wegen penetranter Popupfenster nicht verlinkt).

2014 bekam Schultze-Rhonhof den Hutten-Preis der Gesellschaft für freie Publizistik. Diese rechtsextreme Organisation verlieh den Preis unter anderem an die Altnazis und/oder Holocaustleugner Erich Kern, Heinrich Härtle, Arthur Erhardt, Wilfred van Oven und Erich Priebke, und zu den Referenten der Veranstaltungen zählte u.a. auch der Holocaustleugner Claus Nordbruch.

Wer einen Preis nicht will, weil ihm die Gesellschaft nicht passt, der nimmt ihn nicht an. Wer ihn trotzdem haben will, geht hin und lässt sich ehren. Schultze-Rhonhof ging hin und nahm dankend an.

Damit stellte er sich freiwillig und ohne Not in eine Reihe mit Altnazis, Rechtsextremisten und Holocaustleugnern.

Ironie am Rande: Der Hutten-Preis wird angeblich verliehen an Personen, die sich "besonders stark für die Freiheit der Meinungsäußerung und die historische Wahrheit in der Zeitgeschichte eingesetzt" haben. Das hat Herr Schultze-Rhonhof sicher gern gehört.

Hinweise auf rechtsextreme und rechtsextremistische Veranstaltungen, bei denen Schultze-Rhonhof aufgetreten ist, gibt es auch bei aida und an vielen anderen Stellen im Netz.

Schultze-Rhonhof empfindet es offenbar durchaus nicht als Persönlichkeitsverletzung, wenn man ihn dorthin einlädt, wo vorher genau die Leute aufgetaucht sind, mit denen er nicht in einen Topf geworfen werden will. Beleidigt fühlt er sich wohl erst, wenn man die Suppe beschreibt, die er sich selbst eingebrockt hat.

Anscheinend stört es ihn auch nicht, dass sein Name auf der Website brd-schwindel.org Seite an Seite mit den Holocaustleugnern Ingrid Rimland, Ernst Gauss (d.i. Germar Rudolf), Franz Scheidl, Fred Leuchter, Jürgen Graf, Ben Weintraub und Arthur Butz auftaucht. Dort kann man sogar Schultze-Rhonhofs Buch als PDF herunterladen.

Letzteres ist sicherlich geschäftsschädigend und ein klarer Verstoß gegen das Urheberrecht, sofern der Autor dies nicht ausdrücklich genehmigt hat. Deshalb lässt sich eine Löschung des geschützten Werks auch bei ausländischen Betreibern relativ leicht durchsetzen. Bisher (Stand: 15.03.2017) hat sich Herr Schultze-Rhonhof offenbar noch nicht um eine Löschung bemüht.

Auch hier kann er wieder darauf zurückziehen, er hätte das nicht bemerkt. Spätestens jetzt weiß er es aber, und man wird sehen, wie er darauf reagiert.

Warum löschen?

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, mit Texten umzugehen, mit denen man nicht einverstanden ist. Man kann Leserbriefe und Stellungnahmen verfassen und um Veröffentlichung bitten, man kann eine Gegendarstellung verlangen, man kann in eigenen Texten Erwiderungen schreiben und zur gegenseitigen Verlinkung auffordern.

All das wären Wege, eine inhaltliche Auseinandersetzung zu führen. All diese Wege beschreitet Schultze-Rhonhof nicht. Vielmehr verlangt er die Löschung meiner Texte.

Herr Schultze-Rhonhof will sich nicht auseinandersetzen, sondern sagt: Die Texte müssen weg. Da will der Hutten-Preisträger von "Freiheit der Meinungsäußerung" auf einmal nichts mehr wissen.

Die Vermutung liegt nahe, dass Herr Schultze-Rhonhof die oben erwähnten und inzwischen geänderten Überschriften, also die äußere Form, zum Anlass nimmt, weil er die Auseinandersetzung mit dem Inhalt scheut.

Ein falscher Eindruck?

Trotz seiner eigenen Aktivitäten meint Herr Schultze-Rhonhof, ich verbreitete öffentlich einen falschen Eindruck von ihm.

Nein, ich habe Herrn Schultze-Rhonhof nicht als Holocaustleugner, Rechtsextremisten, Verfassungsfeind oder Nazi bezeichnet.

Ich habe ihn auch nicht in die Nähe dieser Leute gerückt.

Dorthin hat er sich selbst begeben, und falls es da überhaupt irgendeinen Eindruck von ihm gibt, dann doch wohl nur den, der durch sein eigenes Verhalten entsteht.

Siehe auch:

- nach oben -

Twitter_Logo_Blue facebook-logo
© Jürgen Langowski 2024
Impressum | Datenschutz