Johannes Rothkranz

Wussten Sie schon ...?

Titelbild Johannes Rothkranz Wussten Sie schon
J. Rothkranz
Wussten Sie schon

Es handelt sich hier um eine kleine Broschüre von nur 32 Seiten Umfang, in der Rothkranz unter der Überschrift Wussten Sie schon ...? zu verschiedenen Punkten "außerordentlich wichtige, aber so gut wie unbekannte zeitgeschichtlich-politische Tatsachen" (so der Klappentext) verbreitet.

Rothkranz behauptet dort über sich selbst: "Wegen der ungeheuren Brisanz dieser verschwiegenen Tatsachen hat der Autor mit äußerster Sorgfalt aus über jeden Zweifel erhabenen Quellen geschöpft."

Wie es um die Qualität dieser Quellen und die Sorgfalt des Autors tatsächlich bestellt ist, werden wir gleich sehen.

Die Zwischenüberschriften sind unter Bezugnahme auf den Titel als Fragen formuliert und lauten beispielsweise:

Die Antworten auf diese Fragen sind auf den betreffenden Seiten als Zitate mit Quellenangaben aufgeführt, und wenn man den Zitaten glauben kann, dann sind die Juden verantwortlich für alles Übel dieser Welt. Die bekannte Wertung der Nazis - "Die Juden sind unser Unglück" - hätte Rothkranz vermutlich sofort unterschrieben.

Rothkranz zeigt sich geradezu besessen vom Judentum. Über viele Seiten hinweg schildert er, welche schlimmen Dinge Juden gesagt und getan hätten, hinter welchen finsteren Machenschaften angeblich Juden stecken, und welche Verbrecher "in Wirklichkeit" Juden gewesen seien. So schreibt er etwa: "Stalin ... war nicht, wie man glaubt, ein Georgier, sondern ein Jude aus Georgien".

Selbstverständlich kann jemand zugleich Jude und Russe sein. Das Wort "sondern", das Rothkranz hier einsetzt, stellt einen Gegensatz her und wird nur verständlich, wenn man annimmt, dass Rothkranz die Juden nicht als Religionsgemeinschaft, sondern als Rasse betrachtet. Seine häufigen Rückgriffe auf rassistisch-antisemitische Texte verstärken diesen Eindruck.

Auf Seite 2 beruft er sich auf Ulrich Fleischhauer, Die echten Protokolle der Weisen von Zion. Dieses antisemitische Pamphlet erschien 1935 unter der Aufsicht des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels.

Als besonders markante Stelle sei die Seite 7 genannt, wo Rothkranz unverhohlene Auschwitzleugnerei betreibt. Er zitiert aus Starben wirklich sechs Millionen? von Richard Harwood, wo der "Jude Dr. Listojewski" zu Wort kommt, der seinerseits bereits 1952 die sechs Millionen jüdischen Opfer der Nazis als "infame Lüge" bezeichnet habe.

Auf der gleichen Seite wird auch der Holocaust-Leugner David Irving zitiert, gleich anschließend wird das Institute for Historical Review als amerikanisches "Geschichtsforschungsinstitut" gewürdigt, an anderen Stellen benutzt Rothkranz weitere rechtsextremistische Quellen.

Schließlich beruft Rothkranz sich noch auf den britischen Faschisten und Antisemiten Arnold Leese.

Auf Seite 8 zitiert der Autor ein Flugblatt des "Institute for Historical Review" in Kalifornien, das sich mit Hitler-Apologetik und der Leugnung des Holocaust befasst.


666 - Die Zahl des Tiers

In diesem Werk vertritt Rothkranz, angelehnt an die Offenbarung, die These, die Zahl 666 werde als "Satanssymbol" mit mehr oder weniger subtilen Tricks propagiert. Diese Zahl sei das

Kennzeichen des kommenden Weltherrschers von Satans Gnaden, des Antichristen. So jedenfalls ist es seit mehr als 1900 Jahren prophezeit, im letzten Buch der Bibel, der Apokalypse oder Geheimen Offenbarung.

J. Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. 5
(Hervorh. i. Orig.)

Der Antichrist versuche seine Herrschaft zu festigen, indem er die Menschen zwingt, "seine" Zahl "als Malzeichen auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn zu tragen." Rothkranz fährt fort:

Wenn also exakt diese Zahl nun plötzlich überall gezielt ins Blickfeld gerückt wird, ist mit dem baldigen Auftritt dieses "Tieres", d.h. des satanistischen Weltherrschers, zu rechnen.

Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. 5

Es gäbe, behauptet Rothkranz,

eine machtvolle Organisation, die seit Jahrhunderten mit ungeheurer Zähigkeit und Zielstrebigkeit an der Erringung der politischen wie religiösen Weltherrschaft unter antichristlichen Vorzeichen arbeitet.

Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. 6

Und selbstverständlich kann Rothkranz auch benennen, wer diese finsteren Gestalten sind:

Die Rede ist vom religiös/politisch organisierten Judentum und seinen zahlreichen geheimbündlerischen Front- bzw. Hilfsorganisationen, als deren bedeutendste die 1717 offiziell gegründete Freimaurerei zu gelten hat.

Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. 5

Man habe es hier, fasst Rothkranz zusammen, mit der "Synagoge Satans" zu tun, und diese teuflische Organisation habe nichts anderes im Sinn, als "ihre" Zahl 666 zu verbreiten, um die Menschheit zu unterjochen.

Als Beleg für die angeblich zunehmende Verbreitung der "Zahl des Tiers" bildet Rothkranz zahlreiche Werbezettel ab, auf denen die Zahl 6 eine Rolle spielt: 6 Urlaubsreisen, 66 Design-Uhren und 666 T-Shirts wurden in Preisausschreiben angeboten, was Rothkranz als Beleg dafür auffasst, wie weit "der sanfte Zwang zur 666" (S. 22) schon gediehen sei.

Wesentlicher Bestandteil des teuflischen Unterwerfungsprogramms durch die Zahl 666 sei auch die Einführung von Chipkarten und Kreditkarten, auf denen diese Zahl in verschiedenen Kombinationen offen oder codiert verbreitet werde.

"Wer steckt hinter der 666-Chipkarte?" fragt Rothkranz schließlich auf Seite 38 und gibt sich gleich selbst die Antwort:

Offenbar die - im wesentlichen in jüdischer Hand befindliche - internationale Hochfinanz ...

Das Ziel der 666-Verschwörung sei letzten Endes die umfassende Kontrolle jedes Einzelnen. Auch auf den Strichcodes unserer Gebrauchsgüter hätte diese Zahl schon Einzug gehalten, und dies alles solle schließlich die "geplante antichristliche Weltregierung" (S. 53) herbeiführen.

Auch vor modernen Medien, so behauptet Rothkranz, macht diese Welteroberung nicht Halt:

Dem Buchstaben "w" entspricht nämlich im hebräischen Alphabet der Buchstabe Vav (...) Dieser Buchstabe ist nicht bloß der sechste des hebräischen Alphabets, sondern steht zugleich offiziell als Zeichen für die Zahl sechs! (...) Das "www" im Vorspann einer jeden Internet-Adresse ist folglich im kabbalistischen Verständnis identisch mit der Satanszahl "666".

Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. 107
(Hervorh. i. Orig.)

Am Ende, so erläutert Rothkranz, würden auch die Menschen selbst mit Codierungen versehen und einer totalen Überwachung unterworfen. "Implantable Transponder" würden den Menschen bald eingepflanzt, und wir bekämen vielleicht sogar mit Laserstrahlen "Die Satanszahl auf Hand oder Stirn?" (S. 65) gebrannt. Die Stadt Singapur habe bereits einen Feldversuch durchgeführt. Eine Zeitschrift habe mitgeteilt,

dass diese Millionenstadt den Ersatz von Kreditkarten durch einen individuellen, laser-lesbaren Strich-Code ausprobieren wollte. Der Code wurde zur Hälfte auf dem Handgelenk und zur Hälfte auf der Stirn angebracht.

Rothkranz, 666 - Die Zahl des Tiers, S. S. 72
(Hervorh. i. Orig.)

Die Behauptung, Jahwe, der Gott der jüdischen Religion, sei in Wahrheit Satan oder der Antichrist und die Juden hätten sich unter seiner Führung verschworen, die Welt zu unterjochen, trifft natürlich bei Neonazis auf begeisterte Zustimmung. Manchmal als Zitat und unter Nennung des Urhebers, manchmal auch nur dem Sinngehalt nach und als eigene Schöpfung ausgegeben, tauchen Rothkranz' Gedankengänge in zahlreichen rechtsextremistischen Pamphleten auf.

Einige dieser Ideen hat auch Jan van Helsing leicht abgewandelt in sein Buch Geheimgesellschaften übernommen, ohne die Quelle zu nennen. So hat er beispielsweise den angeblichen Feldversuch für die Lasertätowierung ins Disneyland verlagert, also in ein durchaus passendes Ambiente für ein Schauermärchen wie dieses.

Johannes Rothkranz wird u.a. zitiert von:

Siehe auch:

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