Der Luftkrieg

Eine verhängnisvolle Entwicklung

Kleine Kriegshefte

Der "Luftkrieg" kommt bei Hitler-Apologeten und Auschwitzleugnern praktisch nur in einer einzigen Form vor: Sie klagen über die Angriffe auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg und sprechen in diesem Zusammenhang sogar vom "Bombenholocaust".

So umstritten die Bombenangriffe auf Dresden auch sein mögen, sie stehen nicht isoliert im Raum, sondern sind der letzte Punkt in einer Entwicklung, die bereits acht Jahre vorher im spanischen Ort Guernica begonnen hatte. In Guernica wurde das erprobt und entwickelt, was man als "moderne Luftkriegführung" bezeichnen könnte. Die nächsten Etappen auf dieser Reise ins Grauen waren Warschau (26.000 tote Zivilisten), Rotterdam (ca. 900 Tote), London und Coventry (ca. 550 Tote). Am Ende der Entwicklung standen die Angriffe der Alliierten auf Dresden (ca. 35.000 Tote).

Natürlich war stets die Propaganda mit von der Partie. So sind am 10. Mai 1940 in Landsberg bei Augsburg 45 deutsche Flugzeuge gestartet, um einen Flugplatz bei Dijon zu bombardieren. Ergebnis: 57 Tote, darunter 22 Kinder. Allerdings nicht in Dijon, sondern in Freiburg im Breisgau. Die Piloten hatten sich verflogen und die falsche Stadt bombardiert. Die NS-Propaganda schob sofort den Alliierten die Schuld in die Schuhe, und Goebbels bezeichnete diesen Zwischenfall als Beginn der "Terrorluftangriffe" (vgl. Piekalkiewicz, Luftkrieg 1939-1945, S. 71).

Dies alles soll nichts beschönigen und entschuldigen, und es sind gewiss nicht nur Neonazis, die der Ansicht sind, die Angriffe etwa auf Dresden seien übertrieben hart oder sogar barbarisch gewesen. Kritische Wertungen finden sich auch bei renommierten Autoren wie zum Beispiel in Legenden, Lügen, Vorurteile (S. 61f), das von Wolfgang Benz herausgegebenen wurde.

Kleine Kriegshefte

Es ist jedoch wichtig, den Hintergrund zu erhellen, vor dem Rechtsextremisten mit den Angriffen auf Dresden argumentieren. Sie haben die Absicht, das Hitler-Regime zu entlasten und gleichzeitig "den anderen" die Schuld zu geben. Die Verbrechen des Hitler-Regimes werden verharmlost oder geleugnet, Grausamkeiten der Alliierten (die es zweifellos gegeben hat) werden ins Uferlose übersteigert. Gerade in Zusammenhang mit den Angriffen auf Dresden zeigt sich so gut wie an kaum einer anderen Stelle, dass Auschwitzleugner mit zweierlei Maß messen. Erstaunlich ist dabei vor allem, wie niedrig ihre Anforderungen an den Wahrheitsgehalt der jeweiligen Aussagen sind.

Geht es um die Opferzahlen der Bombenangriffe auf Dresden, dann reicht ihnen mitunter schon eine unbelegte oder nicht verifizierbare Behauptung in einem Buch. Geht es aber um die Massenmorde in Gaskammern, dann sind ihre Anforderungen an die Beweise unerfüllbar hoch.

Würde man die Sache umkehren und die Methoden der Holocaust-Leugner auf andere Ereignisse übertragen, dann könnte man ohne weiteres "nachweisen", dass die Französische Revolution, die Entdeckung Amerikas und die Inquisition niemals stattgefunden haben - und natürlich auch nicht die Bombardierung der Stadt Dresden.

Die satirische Behandlung des Themas soll keineswegs die Opfer verhöhnen, wie manchmal unterstellt wird, sondern die Argumentation der Holocaust-Leugner spiegeln. Wer an dieser Stelle protestiert und meint, so könne man mit den Opfern der alliierten Angriffe nicht umgehen, der möge sich fragen, warum er schweigt, wenn die Neonazis auf ähnliche Weise mit den jüdischen Opfern des Naziregimes umspringen.

Der Luftkrieg

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