Das ABC der Auschwitzleugner

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Yehuda/Jehuda Bauer

Yehuda Bauer
Yehuda Bauer
Bildquelle: Tzahy Lerner

Yehuda Bauer war Direktor des Yad-Vashem-Instituts. Natürlich zweifelt er nicht an der Realität des Judenmordes.

In verschiedenen Publikationen der Holocaustleugner kursieren jedoch Äußerungen von ihm, die - aus dem Zusammenhang gerissen - suggerieren sollen, er wolle hiervon abrücken.

In seinem Buch "Freikauf von Juden?" vergleicht Yehuda Bauer allerdings Himmlers Versuche, seine Verbrechen zu leugnen, mit dem Verhalten der Holocaustleugner:

Das einzig Interessante an dieser Sammlung dummdreister Lügen ist ihre überraschende Ähnlichkeit mit den "Argumenten", die vierzig oder fünfzig Jahre später von denen verbreitet werden, die leugnen, daß es den Holocaust gab. (Bauer, S. 389)

Die "alberne Geschichte (silly story) vom Wannsee"

Großer Beliebtheit erfreut sich das folgende Zitat:

Die Öffentlichkeit wiederholt immer und immer wieder die alberne Geschichte ("silly story"), daß man in Wannsee die Hinrichtung von Juden beschloß.

Die Holocaustleugner behaupten manchmal, mit dieser Äußerung habe Yehuda Bauer einen wichtigen Baustein aus dem Lügengebäude des Holocaust gerissen, da man ja nun davon abrücke, auf der Wannsee-Konferenz sei die Vernichtung der Juden beschlossen worden.

Das Zitat geht offenbar auf eine Meldung von THE CANADIAN JEWISH NEWS vom 30.1.1992 zurück. Etwas vervollständigt, lautet es:

"Aber es wurde nicht in Wannsee entschieden," sagte der in Tschechien geborene Gelehrte. Die Öffentlichkeit wiederholt immer und immer wieder die alberne Geschichte, daß in Wannsee die Vernichtung der Juden beschlossen wurde. Wannsee war da, aber nur als Stufe in dem sich entfaltenden Prozeß des Massenmordes (...)

(Quelle der Übersetzung unbekannt)

Es ist erstaunlich, wie oft Holocaustleugner versuchen, den Judenmord mit Quellen zu bestreiten, die doch eher sagen, dass er stattgefunden hat.

Im Übrigen ist Yehuda Bauers Aussage völlig richtig. Auf der Wannsee-Konferenz wurde nichts entschieden oder beschlossen. Die Entscheidung zur Vernichtung der Juden war bereits vorher gefallen. Dieses Treffen diente lediglich dazu, die Ministerien und Beamten, die mitwirken mussten, "auf Kurs" zu bringen.

Die "bolschewistische Methode"

Ein anderes Zitat stammt aus Yehuda Bauers Buch "Freikauf von Juden?". Dort heißt es:

In einer Niederschrift für Hitler vom Mai 1940 findet sich die Überlegung, daß "die bolschewistische Methode der physischen Ausrottung eines Volkes aus innerer Überzeugung als ungermanisch und unmöglich" abzulehnen sei.

Yehuda Bauer, Freikauf von Juden?, S. 95

Am Rand des Dokuments habe Hitler vermerkt: "Sehr richtig."

Was die Holocaust-Leugner regelmäßig unterschlagen, ist Yehuda Bauers Gedankengang, der sich direkt anschließt:

Da wir Hitlers Gedanken nicht lesen können, ist es auch unmöglich zu beurteilen, wie aufrichtig diese Bemerkung gemeint war; es ist noch nicht einmal zu entscheiden, worauf sie sich bezieht: auf den zitierten Satz oder ganz allgemein auf die im Memorandum dargelegte Behandlung der Bevölkerung in Polen. (Bauer, S. 95)

Tatsächlich stammt das Zitat aus Himmlers Überlegungen zur "Behandlung der Fremdvölkischen im Osten" vom 15.5.1940 und bezieht sich auf die folgenden Gruppen:

also neben den Polen und Juden die Ukrainer, die Weißrussen, die Goralen, die Lemken und die Kaschuben. Wenn sonst noch irgendwo Volkssplitter zu finden sind, auch diese.

Allerdings bilden die Juden hier eine Ausnahme, denn Himmler will den Begriff der Juden durch eine "große Auswanderung" gänzlich auslöschen. Er geht davon aus, dass die Juden verschwinden und nicht unter die in seinem Papier formulierten Reglungen fallen werden. Als Himmler diese Gedanken 1940 niederschrieb, hatte die Massenvernichtung der Juden noch nicht begonnen, und der Madagaskar-Plan (Auswanderung aller Juden) war noch nicht endgültig verworfen.

Der größte Teil des Textes und auch die zitierte Bemerkung über die ungermanische physische Ausrottung zielt ausdrücklich auf die Behandlung der nichtjüdischen Menschen im Osten, die dort verbleiben sollten. Im Oktober 1941 erließ Himmler ein generelles Auswanderungsverbot für die Juden im Machtbereich der Nazis.

Davon, dass die 1940 angesprochenen Regelungen nunmehr auch auf die zuvor eigens ausgenommenen Juden angewendet werden sollten, war nirgends die Rede.

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